Was vor ein paar Jahren noch als schnelllebiger Trend belächelt wurde, hat sich inzwischen zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftsaspekt entwickelt, der längst auch die E-Commerce-Branche erreicht hat. Die Rede ist von Nachhaltigkeit – ein Schlagwort, das zweifelsfrei polarisiert, aber keinesfalls ignoriert werden darf.
Denn fragt man Konsumenten heute, welche Aspekte ihre Kaufentscheidung beeinflussen, nennen mittlerweile immer mehr diesen Punkt und machen damit deutlich: Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern hat sich für viele Menschen längst zum gelebten Alltag entwickelt.
Ob Sie wollen oder nicht: Als Onlinehändler kommen Sie um dieses Thema nicht mehr herum. Wichtig ist jetzt vor allen Dingen, aktiv zu werden und sich mit den verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit im E-Commerce auseinanderzusetzen. Denn nur so können Sie sicherstellen, dass Sie langfristig mit der Konkurrenz mithalten können.
Wie genau Nachhaltigkeit im Online-Handel funktioniert und konkret umgesetzt werden kann, möchten wir Ihnen im nachfolgenden Beitrag verraten.
Nachhaltige Produkte verkaufen
Der einfachste beziehungsweise offensichtlichste Weg, Ihren Onlineshop nachhaltig(er) zu gestalten, ist es, entsprechende Produkte zu verkaufen. Manche Shops haben sich diesem Ansatz inzwischen voll und ganz verschrieben und nehmen nur Waren auf, die (in ihrem Verständnis) als nachhaltig gelten. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist der Avocadostore.
Wenn Sie sich jedoch lieber schrittweise an das Thema Nachhaltigkeit herantasten wollen, ist das natürlich auch in Ordnung. In diesem Fall ist es sinnvoll, nach und nach immer mehr nachhaltige Produkte in Ihr Sortiment aufzunehmen und diese auch als solche zu benennen.
Ein gutes Praxis-Beispiel hierfür bietet Zalando. Der E-Commerce-Riese kennzeichnet alle entsprechenden Produkte mit dem schlichten und auf den ersten Blick erkennbaren Label „Nachhaltigkeit“.
Wichtig: Der Begriff „Nachhaltigkeit“ beziehungsweise die Eigenschaft „nachhaltig“ bringen viele verschiedene Definitionsansätze mit sich und sind darum für manche Menschen nur schwer greifbar. Umso wichtiger ist es, dass Sie für sich ganz klar bestimmen, was Nachhaltigkeit für Sie und Ihr E-Commerce-Business bedeutet. Dadurch wird es Ihnen letztlich leichter fallen, passende Produkte für Ihren Shop auszuwählen.
Verpackungsmüll reduzieren und auf Plastik verzichten
Eines der größten Probleme des Online-Handels mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit ist der Verpackungsmüll. Es ist – um es kurz zu machen – schlichtweg nicht möglich, Produkte ohne Verpackung (und sei es nur in Form eines Kartons) von A nach B zu verschicken. Das wiederum bedeutet: So ganz ohne Müll wird es – zumindest in naher Zukunft – nicht gehen.
Um trotzdem Ihr Bestes zu tun, können Sie aber dennoch darauf achten, so wenig Verpackungsmüll wie möglich zu produzieren. Ein Weg, den immer mehr Onlineshops zusätzlich einschlagen: Der (teilweise oder gar vollständige) Verzicht auf Plastikverpackungen.
Dass dies möglich ist, stellen unter anderem die Onlineshops pinkmilk.de und Motel a Miio unter Beweis. Letzterer schafft es sogar, Keramik bruchsicher ohne Plastikverpackungen und -füllmaterial zu verschicken.
Übrigens: Auf dem Blog von pinkmilk können Kunden nachlesen, wie sie die Pappverpackung ihrer Lieferung hinterher sinnvoll und kreativ nutzen können. Mit diesem Beitrag schlägt der Onlineshop gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: 1. Er unterstreicht seine nachhaltige Ausrichtung und 2. er generiert einen inspirierenden Inhalt mit Mehrwert. Das ist in unseren Augen ganz klar best practice!
„Grüner“ Versand und Reduzierung der Retouren
Ob es nun wirklich nachhaltiger ist, im stationären Handel einzukaufen (immerhin muss die Ware hier auch erst angeliefert werden) oder nicht, ist ganz sicher diskutabel.
Indiskutabel hingegen:
- Je kürzer die Wege, desto besser. Beziehen Sie daher möglichst Produkte made in Europe.
- Jede Retoure ist eine Retoure zu viel. Sensibilisieren Sie daher Ihre Kunden und schaffen Sie Anreize, um Rücksendungen zu vermeiden (z.B. Gutscheine, zusätzliche Kosten).
- Pakettransport geht auch „in grün“. Informieren Sie sich, was Zusteller wie DHL, dpd und Co. tun, um ihre C02-Emissionen auszugleichen.
Fairer Umgang mit Mitarbeitern
Das Konzept der Nachhaltigkeit wird oftmals nur auf den ökologischen Faktor reduziert. Es umfasst jedoch auch ökonomische und soziale Punkte, die Sie keinesfalls außer Acht lassen dürfen.
Ein nachhaltig agierendes Unternehmen – ob nun im E-Commerce oder in jeder anderen Branche – ist ein Unternehmen, das seine Mitarbeiter fair behandelt. Das heißt unter anderen:
- Stellen Sie Ihre Mitarbeiter fest ein und bezahlen Sie die Sozialabgaben
- Zahlen Sie faire Löhne
- Schaffen Sie ein gesundes Arbeitsumfeld
- Geben Sie Diskriminierung, Mobbing und sexueller Belästigung im Team keine Chance
Ein Negativ-Beispiel aus der Branche, das in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist Amazon. Mitarbeiter des Unternehmens fordern seit Jahren höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Welche Punkte ganz konkret kritisiert werden, können Sie u.a. hier nachlesen.
Kleinere und größere Stellschrauben im Hintergrund
Wer sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, wird schnell feststellen: Häufig sind es die vermeintlich kleinen Dinge, die die größte Wirkung zeigen (und noch dazu besonders schnell umgesetzt werden können).
Darum möchten wir Ihnen an dieser Stelle noch ein paar Handlungsansätze mit auf den Weg geben, die nicht nur speziell den Online-Handel betreffen.
- Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter: Wer einen „grünen“ Energietarif wählt, erhält nicht automatisch Strom aus Wind- oder Solarkraft. Aber er unterstützt erneuerbare Energien.
- Wechsel zu einer nachhaltigen Bank: Die Zahl der nachhaltigen Banken steigt kontinuierlich und macht deutlich, wie wichtig das Thema auch im finanziellen Sektor geworden ist. Der größte Unterschied der nachhaltigen Banken im Vergleich zu konventionellen: Das Geld, das Sie hier anlegen, wird nicht für fragwürdige Investitionen beispielsweise in die Waffenindustrie oder Atomkraft verwendet.
- Das papierlose Büro: Als Online-Händler sind Sie natürlich schon von Haus aus digital unterwegs. Verstärken Sie diese Tendenz, indem Sie Ihr Business papierlos machen und beispielsweise auf (sinnlose) Ausdrucke und Notizzettel verzichten.
- Ressourcenschonung: Ob nun Strom, Wasser, Papier oder Kugelschreiber – jede Ressource, die Sie sparen können, ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
- Transparenz: Ein offener Umgang mit Fragen wie „Wo werden unsere Produkte hergestellt?“, „Wer sind unsere Zulieferer?“ und „In welchen Bereichen können wir aktuell noch nicht nachhaltig agieren?“ schaffen Transparenz und Glaubwürdigkeit.
Vorsicht vor Greenwashing!
Nachhaltigkeit und E-Commerce sind zwei Themen, die schon jetzt untrennbar miteinander verknüpft sind. Nutzen Sie diese Entwicklung, um beispielsweise
- neue Zielgruppen zu erreichen
- das Image von Ihrem Onlineshop zu verbessern
- Ihren Umsatz zu steigern
- Ihrem Onlineshop ein schärferes Profil zu verleihen
- sich von der Konkurrenz zu unterscheiden
Wichtig ist hierbei, dass Sie es auch wirklich ernst meinen. Wer nicht hält, was er verspricht, sieht sich schnell dem Vorwurf des sogenannten Greenwashings gegenüber. Darunter versteht man angeblich nachhaltige Aktionen und Konzepte, die sich jedoch bei genauerer Betrachtung als Mogelpackung entpuppen.
Darum gilt: Wenn Sie Ihre nachhaltige Strategie selbstbewusst nach außen kommunizieren wollen, dann achten Sie von Anfang an auf die nötige Authentizität. Gerade weil das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile in aller Munde ist, sind viele Konsumenten extrem sensibel dafür geworden. Niemand mag es, für dumm verkauft zu werden.
Fazit: Nachhaltigkeit im E-Commerce ist mehr als nur ein Trend
Onlinehändler, die heute immer noch denken, Nachhaltigkeit sei ein Trend, der bald vorbei ist, werden morgen darum kämpfen müssen, den Anschluss nicht zu verlieren.
Ob Sie selber es gut finden oder nicht: Eine gewisse nachhaltige Ausrichtung Ihres Onlineshops wird in Zukunft unumgänglich sein. Bedenken Sie hierbei jedoch unbedingt: Kein E-Commerce-Unternehmen ist von jetzt auf gleich zu 100 % nachhaltig.
Betrachten Sie die Veränderungen viel eher als Prozess, der (vermutlich) nie vollständig abgeschlossen sein wird.