Als Online-Händler sind Sie bedingt durch das E-Commerce-Geschäftsmodell natürlich „von Haus aus“ digital aufgestellt. Doch reicht das allein aus, um mit der wahnsinnigen Geschwindigkeit der Digitalisierung Schritt zu halten und sich nicht von anderen Shops abhängen zu lassen?
Was verbirgt sich eigentlich genau hinter dem Begriff "Digitalisierung"? Wie können Sie als Online-Händler „digitaler werden“ und von dem Wandel sowie neuen Chance profitieren? Lesen Sie in diesem Artikel, welche Aspekte der Digitalisierung Sie als Onlinehändler auf dem Schirm haben müssen und welche großartigen Möglichkeiten Sie mit ihr haben.
Was ist Digitalisierung?
Auch wenn die Digitalisierung in aller Munde ist und beinahe jeder zumindest eine grobe Vorstellung davon hat, machen sich die wenigsten tiefer gehende Gedanken über die Frage: Was ist Digitalisierung eigentlich genau?
Die Digitalisierung beschreibt die Umwandlung von analogen Prozessen in digitale. Zur Verarbeitung und Speicherung von Informationen werden digitaltechnische Systeme genutzt, die wiederum einer ständigen Optimierung und Weiterentwicklung unterliegen.
Kurzum: Die Digitalisierung hat viele Gesichter. Sie ist ebenso der Wechsel vom Brief zur E-Mail wie die Transformation des Handels vom stationären hin zum elektronischen.
Doch reicht allein die Tatsache, dass Sie ein digitales Geschäftsmodell haben, aus, um sagen zu können, dass Sie den kommenden Herausforderungen des digitalen Wandels gewachsen sind?
Wohl kaum. Dieses Thema muss definitiv vielschichtiger betrachtet und behandelt werden.
Digitalisierung in allen Geschäftsbereichen
Ein digitales Geschäftsmodell ist nicht bloß das, was der Kunde an der Oberfläche erkennen kann. Es reicht schlichtweg nicht aus, einen Onlineshop einzurichten und dann zu behaupten, man ist gegen alle zukünftigen Hürden und Herausforderungen gewappnet.
Wenn es um die Digitalisierung im E-Commerce geht, lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und das eigene Business einmal in all seine „Einzelteile“ zu zerlegen. Auf diese Weise können Sie relativ schnell und mit wenig Aufwand herausfinden, an welchen Stellen Sie bereits gut digital aufgestellt sind und wo es noch Verbesserungspotential gibt.
Typische Geschäftsbereiche, in denen die Digitalisierung eine besonders wichtige Rolle spielen, sind diese hier:
- HR: Egal ob die Suche nach neuen Mitarbeitern, der Bewerbungsprozess oder auch die Verwaltung von Personaldaten – der Bereich Human Ressources (HR) bietet unzählige Möglichkeiten der Digitalisierung, die Sie auf jeden Fall nutzen sollten. Auf diese Weise sparen Sie nämlich nicht nur Zeit und Geld, sondern Sie können auch merklich bessere Ergebnisse erzielen.
- Buchhaltung und Back-Office: Papierrechnungen, Belege, Brief-Korrespondenzen – im Back-Office vieler Onlineshops geht es nach wie vor fast schon erschreckend analog zu. Wenn Sie Ihr Business jedoch auf das nächste Erfolgslevel bringen wollen, sollten Sie daran schnellstens etwas ändern. Gerade im Hinblick auf die Buchhaltung ist Digitalisierung inzwischen Trumpf. Entsprechende Programme nehmen Ihnen nicht nur viel Arbeit ab, sondern werden auch Ihre Fehlerquote senken.
- Kundenservice und Kommunikation: Auch wenn die klassische Service-Hotline längst nicht ausgedient hat und von vielen Kunden weiterhin gefordert wird, muss auch gesagt werden: Es tut sich was im Hinblick auf digitale Alternativen. Chatbots, E-Mail-Verkehr, FAQs und ähnliche Angebote sind oftmals nicht nur effizienter, sondern lassen sich auch besser in den individuellen Arbeitsalltag integrieren.
- Marketing: Kaum ein anderer Geschäftsbereich bietet so viele Möglichkeiten der Digitalisierung wie das Marketing. Während traditionelle Werbemaßnahmen nach und nach an Bedeutung verlieren, erleben Online-Maßnahmen wie Social Selling, Influencer- und E-Mail-Marketing einen regelrechten Boom, der einfach nicht enden will. Wenn Sie nach einem sinnvollen Einstieg in „die Welt der Digitalisierung“ suchen, dann ist es vermutlich das Marketing.
- Kauferlebnis: Das Geheimnis erfolgreicher Onlineshops ist, dass sie ihren Kunden nicht nur Produkte, sondern ein waschechtes Einkaufserlebnis bieten. Das bedeutet: Versuchen Sie, das analoge Empfinden beim Shoppen so gut es geht, zu digitalisieren. Wie das gehen soll? Beispielsweise durch aussagekräftige und emotionale Produktbeschreibungen, detaillierte Fotos mit Fokus auf Haptik und Qualität, gute Filterfunktionen und ein ansprechendes Arrangement verschiedener Artikel in Themenwelten. Werden Sie kreativ und nutzen Sie die technischen Möglichkeiten, die Sie haben, voll aus.
- Bestellmanagement: Hand aufs Herz: Drucken Sie nach wie vor jede Bestellung aus, um Sie zu bearbeiten oder haben Sie diesen Prozess bereits digital perfektioniert? Auch in diesem Geschäftsbereich gibt es verschiedene Optionen der Optimierung, die Fehler minimieren und zur Steigerung der Effizienz beitragen.
Digitalisierung im E-Commerce: Wozu das Ganze?
Dass die Digitalisierung auch im E-Commerce noch eine Menge „Luft nach oben“ hat, sollte spätestens jetzt jedem Händler bewusst sein. Was jedoch noch immer nicht allen ganz klar ist, ist die Antwort auf die Frage: Und wozu das Ganze? Immerhin kostet die Umwandlung von analogen in digitale Prozesse jede Menge Ressourcen – allen voran Geld, Zeit und Personalkraft.
Lohnt sich dieser Aufwand wirklich? Oder ist „Das haben wir schon immer so gemacht“ eine Strategie, an die man sich auch im Onlinehandel nach wie vor halten darf?
Ja, es stimmt – Die Digitalisierung eines Unternehmens ist zu Beginn immer erst einmal unbequem und schmerzhaft. Sie frisst eine Menge Geld, stellt bisherige Strukturen von Grund auf in Frage und verlangt nach reichlich Umdenken.
Doch lassen Sie sich an dieser Stelle gesagt sein: Es lohnt sich. Digitalisierung ist nämlich…
- langfristig kosten- und ressourcen-senkend
- effizient und effektiv
- ein Wettbewerbsvorteil
- die Basis für Innovation und Weiterentwicklung
- eine Grundvoraussetzung für Automatisierung
- ein guter Ausgangspunkt für Outsourcing
- die Zukunft im E-Commerce und in jeder anderen Branche
Mit Strategie, aber nicht perfektionistisch digitalisieren
Wenn Sie maximal von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren möchten, dann ist blinder Aktionismus fehl am Platz. Jeder Schritt, den Sie in Richtung digitaler Transformation gehen, möchte hinterfragt, überprüft und eruiert werden. Eine solche strategische Herangehensweise kostet zwar sehr viel mehr Zeit und stellt unter Umständen Ihr komplettes Business auf den Kopf. Doch am Ende werden Sie garantiert einsehen, dass dies der bessere Weg war.
Gleichzeitig dürfen Sie aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass die Digitalisierung untrennbar mit dem Faktor Schnelligkeit verknüpft ist. Wer langfristig mit den anderen mithalten möchte, der darf keine Zeit verlieren und muss sich an das teils extrem hohe Tempo anderer Akteure anpassen. Damit dies (dauerhaft) möglich ist, sollten Sie sich besser sofort von einem sehr alten Glaubenssatz verabschieden.
Dieser lautet: Alles, was ich mache, muss perfekt sein.
Dass Perfektionismus nicht nur ausbremst, sondern auch geschäftsschädigend sein kann, wird bereits an anderen Stellen im Internet sehr ausführlich und gut behandelt. An dieser Stelle möchten wir Sie nur noch einmal darauf hinweisen, dass es völlig in Ordnung ist, nicht auf das perfekte Pferd, sondern schlichtweg auf das schnellste zu setzen.
Denn nur so haben Sie die Möglichkeit, sich langfristig und nachhaltig am Markt zu behaupten und nicht den Anschluss an immer neue Innovationen, Technologien und Herangehensweisen zu verlieren.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie essentiell die Digitalisierung für Unternehmen ist, die auch in Krisen-Zeiten solide aufgestellt sein und flexibel agieren wollen. Auch wenn die E-Commerce-Branche von Grund auf digital ist, heißt das nicht, dass sich nun jeder Onlinehändler entspannt zurücklehnen kann. Auch hier gibt es zahlreiche Potentiale und Chancen, die Sie nicht nur kennen, sondern auch nutzen sollten.
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